Turbo SUV against V6 power when compared

Audi Q5 und Mercedes GLK folgen dem Ruf der Berge. Beim Gipfeltreffen 2.000 Meter uber Null wetteifern die gut 200 PS starken Benziner um die Spitzenposition bei den kompakten Premium-SUV.

Morgens kurz nach funf zahlen Autobahn-Raststatten zu den deprimierendsten Orten der Welt. Wir sind schon lang genug unterwegs fur einen Kaffee- und Benzinstopp. Im Tankshop trielt eine schwarz-wei?e Automatenbruhe, die sich selbstherrlich Cappuccino nennt, in Pappbecher, drau?en wabern Nebelfetzen uber den schal beleuchteten Parkplatz. Dort stehen auch Audi Q5 und Mercedes GLK, mit knisternden Motoren. Knapp 300 Kilometer noch bis in die Berge.


Die Starke beider SUVs liegt auf langen Strecken

Die lange Strecke, nicht das schroffe Gelande, ist die Domane der zwei SUV. Das zeigt schon ihre leichte Offroad-Ausrustung ohne Getriebeuntersetzung. Wahrend der Mercedes GLK zumindest ein Paket mit Unterfahrschutz, spezieller ESP und Gaspedalkennlinie, angepassten Schaltpunkten der Automatik sowie Bergabfahrhilfe anbietet, lasst sich fur den Audi Q5 zwar Nebensachliches wie eine belederte Mittelarmlehne bestellen, aber nichts zur Unterstutzung des permanenten Allradantriebs. Ihn legt Audi zum Wohle der Fahrdynamik heckbetont aus, 60 Prozent der Antriebskraft flie?en an die Hinterachse. Bei der 4-Matic des Mercedes GLK fallt das Ungleichgewicht mit 45 zu 55 Prozent etwas geringer aus, doch wenn er - wie der Testwagen - mit dem Sportpaket samt 20 Millimeter Karosserie-Tieferlegung daherkommt, hat es sich mit gro?eren Gelandeambitionen erledigt. Nicht aber mit dem Komfort.
Mercedes GLK mit durstigem Motor

Trotz 19- Zoll-Radern - Teil des Sportpakets - gibt er seine guten Federungsmanieren nicht auf. Wahrend der straff abgestimmte Audi uber Querfugen stuckert, steckt das GLK-Fahrwerk mit selektiven Dampfern (soft bei Geradeausfahrt, straff in Kurven) herbe Schlage sanft weg, bugelt lange Wellen sauber aus. Dem Komfort verpflichtet sich auch der Antrieb des Mercedes GLK. Im Mai 2009 anderte der 231 PS starke V6 seinen Namen von 280 in 300. Ansonsten unverandert, bleibt der Dreiliter ein bei konstantem Tempo kultivierter, aber zu durstiger und wenig vehementer Motor. Deutlicher, als es die geringen Unterschiede bei den Messwerten annehmen lassen, fallt er gegenuber dem Audi Q5 ab. Der zogerliche Durchzug stort wie das bei hohen Drehzahlen heulende Laufgerausch. Mercedes zwangsverbandelt das Triebwerk mit der Siebenstufenautomatik. Das vielgeruhmte Getriebe sorgt auch hier fur hochsten Schaltkomfort, wechselt die Gange sanft und besonnen. Manuelle Eingriffe erubrigen sich, die Automatik schatzt sie ohnehin nicht sehr. Mitunter muss der Fahrer selbst im manuellen Modus mehrfach an den Schaltpaddeln ziehen, bis sie dem Gangwechsel zustimmt.
Optionale Sportsitze im Audi Q5 sind empfehlenswert

Solche Eigensinnigkeit erlaubt sich das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe des Audi Q5 nicht. Schaltpaddelflippern setzt sie ansatzlos und ruckfrei um. Nur beim Rangieren verhaspelt sie sich zwischen dem Ruckwartsgang und dem ersten. Im Automatikmodus reagiert sie ruhiger, nutzt die Wucht der 350 Nm, die der bissig ansprechende Turbo-Vierzylinder ab 1.500/min bereithalt, lasst ihn im gro?en Gang durchziehen. Selbst bei hohen Drehzahlen bleibt der auch nicht gerade sparsame Zweiliter kultiviert - kernig im Ton, aber weder drohnend noch vibrierend. Dass der Audi Q5 auf der langen Fahrt in die Berge trotz der straffen Federung ein sehr talentierter Reisewagen ist, liegt an seinen - optionalen Sportsitzen. Sie stutzen den Rucken besser als die schmal geschnittenen Mercedes-Sitze, bei denen der Stopp fur den nervigen Pickerl-Kauf an der osterreichischen Grenze als gar nicht so unangenehme Moglichkeit zum Muskeldehnen erscheint.
Der Audi Q5 verhalt sich wie eine normale Limousine
Auch Fondpassagiere bringt der Audi Q5 mit seiner breiten, angenehmer gepolsterten Fondbank, dem besseren Platzangebot und dem luftigeren Raumgefuhl bequemer unter. Zudem ist sein Standardladeraum gro?er und durch die gegen Aufpreis verschiebbare Ruckbank sowie die umklappbare Beifahrerlehne variabler. Ode sind die letzten 100 Kilometern Tempo-130-Geschunkel, dann geht es auf Passstra?en, deren Serpentinen sich wie Wendeltreppen die Berge hinaufwinden. Nun profitiert der Audi Q5 von seiner dynamischeren Fahrwerksabstimmung. Seinen hohen Schwerpunkt und die Tragheit seiner gehorigen Masse kann er zwar nicht verbergen, fahrt sich ansonsten aber fast wie eine normale Limousine.
Der Mercedes GLK ist enspannter als der Audi Q5

In Kurven lenkt er prazise ein - im Sportprogramm der Dynamiklenkung (1.300 Euro inklusive drei abrufbarer Modi) sogar uberma?ig giftig -, bleibt lange neutral. Das ESP greift erst sportlich-spat ma?igend ein. Der Mercedes GLK ist vom Wesen her viel entspannter, weniger hibbelig. Ein Cruiser, kein Rei?er. Er legt es trotz des Sportpakets nicht auf wilde Kurvenkratzereien an. Dazu spricht seine Lenkung aus der Mittellage zu spat an und untergrabt mit zu hoher Servounterstutzung die Ruckmeldung. In Kurven neigt sich der GLK starker zur Seite, gibt sich fruher dem Untersteuern hin. Das konservativ abgestimmte ESP regelt fruh und sorgsam. Alles ganz harmlos, aber weil der Mercedes GLK sich nicht so prazise navigieren lasst wie der Audi Q5, sondern mehr Platz braucht, fallt er bei der Fahrsicherheitswertung minimal zuruck. Die Punkte kann er auch in einer typischen Mercedes-Domane, dem Sicherheitskapitel, nicht aufholen. Beide Kontrahenten verzogern standfest auf hohem Niveau und lassen sich bis auf Kleinigkeiten ablenkungsfrei bedienen.
Mehr CO2-Aussto? beim Mercedes GLK

Anders als Audi bietet Mercedes seinen kleinen Gelandewagen aber selbst optional nicht mit Sicherheitselementen wie Spurhalte- und Spurwechselassistent an - eine ungewohnliche Entscheidung einer Firma, die sich sonst als Technologiefuhrer im Bereich der Sicherheit sieht. Wenig zu feiern gibt es bei der Umweltwertung. Wegen seines hohen Verbrauchs und dem damit entsprechend wenig zeitgema?em CO2-Aussto? fallt der Mercedes GLK deutlich hinter den Audi Q5 zuruck. Wobei auch der nicht gerade zu den umweltschonenden Autos gehort, verblast er doch pro Kilometer so viel CO2 wie zwei 99-Gramm-Golf. Aber wer es bevorzugt, knapp 1,9 Tonnen schwere SUV nicht mit Diesel-, sondern mit Benzinmotor zu bestellen, wird sich dadurch ebenso wenig aufwuhlen lassen wie durch Grundpreise um 45.000 Euro.
Beide SUV sind serienma?ig gut ausgestattet

Immerhin staffieren beide Hersteller die SUV serienma?ig angemessen aus, wobei sich der Audi Q5 mit einer Vielzahl an Sonderausstattungen, welche die Preisliste auf zehneinhalb DIN A4-Seiten aufdroselt, noch umfangreicher individualisieren und verteuern lasst als der Mercedes GLK. Der Nebel zieht aus dem Tal bergauf - Zeit heimzufahren. Vor uns liegen ein paar hundert Kilometer, ein paar Becher Automaten-Cappuccino und ein paar Stunden Fahrt, wahrend derer die gro?e Punktedifferenz zwischen Audi Q5 und Mercedes GLK auf eine Charakterfrage schwindet: Der Audi-Q5-Fahrer kommt schneller an, der im Mercedes GLK entspannter.

Fazit:
Vor allem durch seinen bulligen, kultivierten, zwar nicht sparsamen, aber weniger durstigen Motor kann sich der geraumige und hervorragend verarbeitete Audi Q5 so deutlich vom GLK absetzen. Schwachen leistet er sich nur beim Federungskomfort, den er einer hoheren Fahrdynamik opfert. Anders als in fruheren Begegnungen muss sich der GLK als 300 geschlagen geben. Der Dreiliter-V6 geht mit dem SUV keine gluckliche Beziehung ein. Es mangelt nicht an Antriebskomfort, aber an Durchzugskraft und vor allem Zuruckhaltung beim Kraftstoffkonsum. Fahrkomfort ist eine gro?e Mercedes GLK-Starke.