Im Modellprogramm der G-KLasse nimmt der G Professional die Stellung des Hardcore-Gerats ein. Der hat das Zeug zum Weltenbummler. Im Supertest muss der G furs Grobe beweisen, was in ihm steckt.
Unterboden Die Abgasanlage schlangelt sich kunstvoll von rechts nach links uber den Rahmen, auf der Beifahrerseite ragt sie unter dem Schweller hervor. Ansonsten sind samtliche relevanten Teile vom Getriebe bis zu einzelnen Steuerleitungen gut geschutzt innerhalb der beiden Rahmenlangstrager befestigt. Ein wirklich stabiler Metallschutz behutet Motor und Olwanne vor gefahrlichen Blessuren, der Tank ist ebenfalls in ein Schutzblech gehullt. Zwei rahmenfeste, massive Schlepposen hinten, das gro?e Schleppmaul in der vorderen Sto?stange – der G-Fahrer ist gerustet fur alle Bergeaktionen.
Verschrankung Nicht nur wegen der zwei Achsstabilisatoren, auch durch die verbauten Schwerlastfedern ist die Verschrankung des G Professional wenig berauschend. Gerade einmal 190 Millimeter ma?en wir beim Testwagen, fur einen waschechten Offroader mit zwei Starrachsen eher ma?ig. Dafur sind die drei Sperren Garantie dafur, dass es auch mit zwei Radern in der Luft problemlos weitergeht. Der G Professional hebt bereits in der ersten Bahn zeitweise ein Bein, im zweiten Teil der Wertungsstrecke um so ofter. Beeindruckend: Ohne die Trittbretter des 463ers ist der Rampenwinkel ausgezeichnet, selbst die Schlusselstelle mit der steilsten Kuppe wird bewaltigt. Der Aufbau ist extrem stabil, selbst in voller Verschrankung offnen und schlie?en alle Turen tadellos
Fahrwerk Das steifbeinige Fahrwerk liefert im Gerollhang keine Glanzleistung ab. Immer wieder verliert ein Rad den Bodenkontakt, der G uberbremst im gesperrten ersten Gang, kommt ins rutschen. Bei der Bergauffahrt muss mittig und hinten gesperrt werden, weil die hupfenden Rader sonst wechselseitig durchdrehen. Das leicht unwillige Federverhalten merkt man auch im Fahrzeug, da kommt man ordentlich in Bewegung beim hin- und herschaukeln.
Steigfahigkeit Die Funfstufen-Automatik und der gedrosselte Motor sorgen fur eine bessere Dosierbarkeit am Hang als beim starken G 350 CDI mit der Siebengang-Automatik. Der G Professional reagiert damit weniger bissig auf den Gaspedal-Befehl, wodurch die Darbietung in den Steigungsbahnen deutlich souveraner wird. Ohne Radschlupf fahrt er auch in der steilsten Steigung an. Die Feststellbremse halt selbst bei 65% Steigung zuverlassig. Die Bergabfahrt nur mit Motorbremse im gesperrten ersten Gang ist ebenfalls eine Gala-Vorstellung. Selbst auf der steilsten Bahn konnte das Motorbremsmoment eventuell knapp reichen, wenn die Reifen genugend Grip hatten. Die BF Goodrich A/T auf dem Testwagen verlieren allerdings bei 65% durch uberbremsen die Haftung und der schwere G kommt ins rutschen. Deshalb muss mit der Fu?bremse nachgeholfen werden.
Handling Mit einer gefuhlten Gedenksekunde muss man leben. Ob es der reichlich schwergangige Dreh am Lenkrad oder die Umsetzung eines Gaspedal-Auftrags ist, der G Professional nimmt sich Zeit um zu reagieren. Besonders bei zackigen Richtungswechseln ist Geduld gefragt, bis die schwere Fuhre den Kurs wechselt. Kraft ist reichlich vorhanden, die Untersetzung ist unnotig. Praktisch dagegen, dass mit dem Einlegen der Zentralsperre auch das ABS abgeschaltet wird und entsprechend kurze Bremswege im Sand moglich sind. Da kein ESP verbaut ist, pfuscht dem Fahrer auch keine im Gelande storende Elektronik ins Handwerk.
Wat-Verhalten Zehn Zentimeter mehr als beim zivilen Bruder: Mit den genehmigten 60 cm Wattiefe hat der G Professional keinerlei Probleme. Das Wasser reicht ihm zwar zu den Turkanten, die bleiben jedoch mustergultig dicht. Uber Nebenaggregate (der Riementrieb reicht bis zur Sto?stangen-Unterkante) wird allerdings Wasser in den voll gepackten Motorraum geschaufelt. Die Luftansaugung an der Kotflugelseite wird inzwischen mit einem serienma?igen Schnorchel hohergelegt, beim Testwagen war dieser noch nicht montiert. Scheinwerfer und Ruckleuchten bleiben dicht. Lediglich die nachgerusteten Nebelscheinwerfer im 70er-Jahre-Look laufen voll, anschlie?end aber beinahe ebenso flott wieder leer.
Ubersichtlichkeit Die Abmessungen sind nahezu identisch zum 463er-G, bis hin zu den Kotflugelverbreiterungen. Obwohl die Au?enspiegel am Doppelbugel ziemlich gro? wirken, ist der G damit nicht breiter – 198 Zentimeter von einer Spiegelkante zur anderen. In der Fahrzeuglange bleibt der Viersitzer deutlich hinter aktuellen Gro?-SUV zuruck. Der Wendekreis, bedingt durch Starrachsen und Langslenker, fallt dagegen relativ uppig aus. Durch die strenge Kastenform lasst sich der G extrem gut einschatzen, wenn man kurz mit ihm geubt hat, zentimetergenau lasst er sich an Hindernisse heran rangieren. Der Uberblick nach hinten, limitiert durch das kleine, zusatzlich vom Ersatzrad verdunkelte Heckfenster konnte aber besser sein. Eine feine Sache ist die ungesperrt benutzbare Untersetzung, etwas unkommod beim rangieren wirkt die schwergangige Lenkung.
Wendigkeit Sein gro?tes Handicap ist das hohe Gewicht. Bei komplett ausgereizter Zuladung sind 3,5 Tonnen zu bewegen, selbst unbeladen ist der G ein schwerer Brocken. Daran andert die spartanische Ausstattung des G Professional nur wenig. Deshalb ist er bei tiefen Boden dringend auf seine Sperren angewiesen, sonst geht es nur in eine Richtung: abwarts. Die Durchfahrt des Tiefsandbeckens gelingt passabel, allerdings begleitet von einer wenig spontanen Lenkung. Der Kurs sollte vorab gewahlt werden, wenn erst einmal Fahrt aufgenommen wurde, geht es stur geradeaus.
Traktion Permanenter Allrad, drei Sperren, Automatikgetriebe – die Technik ist fur schwerstes Gelande wie geschaffen. Speziell die Differenrtialsperren sind auch notig im Sandhang, und zwar alle. Erst wenn beide Achsen gesperrt sind, gelingt es dem Mercedes, sich aus dem Stand den Hang hinaufzuackern. Zunachst im Schneckentempo, dann mit immer mehr Fahrt. Auffallig: Die Tendenz zum Trampeln unter Volllast ist zwar ebenfalls da, aber langst nicht so heftig wie beim starkeren 463er G-Modell. Der Leistungseinsatz des gedrosselten Dreilitermotors ist au?erdem sanfter. Nach dem dritten Durchlauf wechselt der G allerdings - vermutlich wegen Hitzeproblemen - in den Notlauf und gibt nicht mehr die volle Leistung frei. Erst nach einer entsprechenden Abkuhlphase funktioniert er wieder problemlos.
Der Mercedes G Professional sieht nur oberflachlich wie ein fabrikneuer Oldtimer aus. Die verbaute Technik ist trotz militarisch-strenger Ausrichtung (24-Volt-Netz, wasserdichte Elektrik, extrem robustes Interieur) weit vom simplen Vorkammer-Diesel-G aus den 1980er-Jahren entfernt. Zu einem bemerkenswerten Preis bietet der G des Baumusters 461 dennoch uberragende Gelandefahigkeiten und die Gewissheit, ein echtes Sammlerstuck zu fahren. Den Supertest hat der G 300 CDI Professional mit Bravour bestanden.
30 Jahre und kein bisschen leise: Mit der Versiopn G Professional feierte Mercedes das Jubilaum des kantigen Kult-Allradlers. Dabei ist der pure G nicht wirklich neu. Denn hier handelt es sich um die zivile Variante der Nutzfahrzeug- und Militarbaureihe in der aktuellsten Ausfuhrung, die seit zwei Jahren auf dem Markt ist. Dem Kaufer kann es nur recht sein: Was robust genug fur den Armee-Einsatz ist, wird in Privathand kaum schwacheln.
Au?erlich unterscheidet sich dieser Gelandespezialist nicht vom letzten zivilen 461er-Modell, das 2001 eingestellt wurde. Scheinwerfer ohne die Kunststoffeinfassung des 463er-Baumusters, Sto?fanger mit Zugmaul - ware da nicht das verraterische Luftansauggitter im Kotflugel und die riesigen Lkw-Ruckspiegel, konnte der G Professional auch als perfekt restaurierter Oldtimer aus 1979 durchgehen.
Die olivgrune Herkunft des in unschuldigem wei? lackierten Testwagens offenbart sich spatestens nach dem traditionell schwerfalligen aufwuchten der Fahrertur: Blankes Blech, Nato-Lichtschalter, Ablaufstopsel im Bodenblech, 24-Volt-Steckdose, kunststoffbezogene Einzelsitze. Nach Pomp und Gloria sucht man im G Professional vergebens, alleine das lederummantelte Airbaglenkrad sticht seltsam modern aus dem strengen Umfeld heraus.
Der Testwagen trat nicht mehr ganz so pur an, wie ihn die Preisliste als Basis ausweist: Zum Grundpreis von 64.759 Euro addierten sich Extras im Wert von 7.104 Euro (begehbare Motorhaube, Klimaanlage, Radio, elektrisch verstellbare Au?enspiegel, Holzverkleidung Laderaum, Gelandebereifung auf Leichtmetallradern) zu einem Gesamtpreis von 71.863 Euro. Zum Vergleich: Der ahnlich rustikale Land Rover 110 Station ist ab 31.200 Euro zu haben.
Der Verzicht auf jeglichen hoherwertigen Komfort schlagt sich gegenuber dem luxuriosen 463er-Modell erstaunlicherweise kaum nieder. Mit 2450 kg gerade einmal 60 Kilo leichter als der mit dem gleichen Motor bestuckte G 350 CDI - da zeigt sich einmal mehr, dass beim G vor allem die robuste Mechanik ordentlich wiegt. So fuhlt sich das Auto auch an, jeder Handgriff bedarf des Nachdrucks. Vom offnen und schlie?en der Turen uber die Lenkung bis hin zur Bedienung von Luftung oder Lichtschalter. Leichtgangig oder gar wackelig ist nichts an diesem Auto.
Dem feschen 463-Bruder hat der Professional-G etwas mehr Raum voraus. Die Einzelsitze hinten bringen den beiden Passagieren bequemere Unterkunft, der Verzicht auf die raumgreifenden Turverkleidungen mit all ihren elektrischen Bedienelementen sorgt fur gro?ere seitliche Bewegungsfreiheit. Gegenuber dem Mercedes G 350 CDI ist der baugleiche Dreiliter-V6-Diesel im G Professional gedrosselt. 400 statt 540 Newtonmeter, 184 statt 224 PS. Die Fahrleistungen sind entsprechend weniger dramatisch als in modernen Hochleistungs-SUV, allerdings aller Ehren wert: Nach 12,5 Sekunden fallt die 100 km/h-Marke, die Beschleunigung von 80 auf 120 km/h hakt der G Professional in 10,6 Sekunden ab. Bei 158 km/h wird sanft elektronisch abgeregelt, schneller muss man auf dem Weg nach Ouagadougou schlie?lich selten fahren. Die freiwillige Selbstkontrolle stellt sich auf Langstrecken ohnehin bereits bei weniger Tempo ein.
Durch den Verzicht auf jegliche Dammung wird es bei hohen Geschwindigkeiten unangenehm laut im Gehause. Dafur ist die auf hohe Beladung ausgelegte Schwerlastfederung (bis zu eine Tonne Zuladung!) auch auf Langstrecken genie?bar, lediglich Querfugen und ahnliche kurze Sto?e im Stra?enbelag lassen die Insassen freudig nicken. Bei gedrosseltem Tempo bleibt au?erdem der Durst des Triebwerks ertraglich, dann lasst sich der G mit 13 Liter bewegen. Allerdings sind, da bleibt auch dieser Mercedes unter den Gelandewagen der Tradition treu, 20 Liter Verbrauch ebenso alltaglich, wenn man es eilig hat.
In unseren Einzelwertungen lesen Sie, we sich der Mercedes G Professional im Supertest geschlagen hat.
V-Motor 6 Zylinder Abgasturbolader (1.45 bar)224 PS (165 kW) bei 3800 U/minmit Schraubenfedern, Sto?dampfern / mit Schraubenfedern, Sto?dampfernBremsdurchmesser (vorn/hinten) 0-100 km/h