What can the people pickup in everyday life?

Mit dem Amarok will Volkswagen den Pickup-Markt umkrempeln. Mehr Sicherheit und Komfort, weniger Verbrauch sind das Versprechen. Ob das in der Praxis eingelost wird, klart unser Test.
Schon wenige Monate nach Verkaufsstart stand bereits eines fest: Der neue VW Amarok ist ein Erfolgsmodell. Wegen der gro?en Bestell-Eingange wurde schnell klar, dass die Produktionskapazitat im argentinischen Stammwerk Pacheco nicht ausreicht. Ab 2012 wird der europaische Markt deshalb von Deutschland aus bedient und der Amarok zusatzlich im Nutzfahrzeug-Werk Hannover gebaut. Angenehmer Nebeneffekt: VW spart sich die hohen Lkw-Einfuhrzolle.


Unser Testwagen stammt naturlich noch aus Buenos Aires, wo die Produktion bereits 2010 aufgenommen wurde. Beim Test-Amarok wahlten wir den Doppelkabiner mit dem starkeren Biturbo-Diesel, Standard-Fahrwerk und mit dem zuschaltbaren Allradantrieb – beim Permanent-Allrad muss man schlie?lich auf die Gelande-Untersetzung verzichten.
Ein Blick in die Preisliste macht klar, dass der Amarok keine gunstige Alternative zu einem normalen Gelandewagen ist. Schon die Basisversion des Doppelkabiners kostet 30.844 Euro – und da kurbelt man die Fenster noch von Hand. Wer in manierliche, alltagstaugliche Komfortausstattung investiert, erreicht schnell die 35.000-Euro-Marke. Der Testwagen, ein Amarok Highline mit Leder,  Navigationssystem und einigen zusatzlichen Extras bringt es auf einen Listenpreis von deutlich uber 40.000 Euro.
Sehr viel Geld fur einen Pritschenwagen, allerdings auch viel Auto furs Geld. Im Wettbewerbsumfeld ist der Amarok – bis auf den Nissan Navara – der langste seiner Klasse (5.254 mm), bei der enormen Breite (1.944 mm) schlagt er die Konkurrenz deutlich. Das ist schon beim ersten Probesitzen spurbar, denn in der Vierturer-Kabine herrscht luftige Weite. Nicht nur die vorderen Passagiere genie?en Platz wie in einem Touareg. Auch die Hinterbankler, in Pickups normalerweise nicht besonders verwohnt, haben reichlich Beinfreiheit und seitlichen Bewegungsspielraum. Bequeme, straff gepolsterte Sitze vorne wie hinten gewahrleisten auch lange Touren ohne Gemecker von den Mitreisenden.
Fur weite Reisen spricht auch der Fahrkomfort des VW Amarok im Test. Das Gerauschniveau ist niedrig, der Federungskomfort hoch. Die blattgefederte, starre Hinterachse kann zwar auch der Amarok nicht verleugnen, doch die Pickup-typischen kleinen Sto?e aus dem Heck halten sich selbst bei leerer Ladeflache in Grenzen. Die straffen Dampfer beteiligen sich an den kleinen Kicks der Hinterhand, wenn Unebenheiten uberfahren werden, hier konnten komfortabler abgestimmte Zubehor-Dampfer eine gewisse Besserung bringen.
Mit seinem Zweiliter-Diesel ist der VW Amarok zwar der hubraumkleinste Pickup seiner Klasse, in Sachen Leistung muss sich der Biturbo dennoch nicht vor der Konkurrenz verstecken. Mit 163 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment ist er vollig ausreichend motorisiert. Das verdeutlichen vor allem die klassenublichen Durchzugswerte (80-120 km/h: 11,0 s). Bei der Beschleunigung marschiert der Amarok nach einer kleinen Gedenksekunde ebenfalls kraftig los, nach 12,8 Sekunden ist Tempo 100 erreicht. Das Sechsgang-Getriebe lasst sich knackig durchklicken, ein komfortsteigerndes Automatikgetriebe ist dagegen derzeit nicht verfugbar. Der sechste Gang ist betont lang ausgelegt, was das Drehzahlniveau und damit Verbrauch wie Gerauschkulisse niedrig halt.
Stichwort Verbrauch: Mit dem hat Volkswagen bereits im Vorfeld viel Reklame gemacht. Der niedrigste Durchschnittsverbrauch seiner Klasse und eine Reichweite von uber 1.000 Kilometer mit einer Tankfullung werden in der Werbung versprochen. Im deutschen Alltagsverkehr muss man das ein wenig zuruckschrauben. Klar ist: der VW Amarok lasst sich, entsprechenden Ehrgeiz vorausgesetzt, sehr sparsam bewegen. Behutsam auf einer freien Landstra?e chauffiert, lasst sich der Verbrauch tatsachlich unter acht Liter drucken, was fur ein uber zwei Tonnen schweres und so enorm gro?es Auto ein respektabler Wert ist.
Sobald aber Stadtverkehr oder Autobahnetappen auf dem Programm stehen, relativiert sich der Abstand zur hubraumstarkeren Konkurrenz sehr schnell. Wenn bei flotterer Fahrt der Luftwiderstand zum beherrschenden Thema wird, pendelt sich der Durst des Amarok schnell jenseits der Zehnliter-Marke ein. Dazu muss man nicht rasen: Schon mit bei 130 km/h gesetztem Tempomat rauschen auf 100 Kilometer gut elf Liter Diesel durch die Einspritzdusen, im Durchschnitt kam der VW Amarok im Test auf einen Verbrauch von 9,5 Liter Diesel. Das ist dann doch deutlich vom Werbeversprechen entfernt.
Echte Kompetenz beweist der Amarok dagegen, sobald man befestigte Pfade verlasst. Fur einen Pickup ist es durchaus beeindruckend, was VW da an Gelandetechnik auffahrt. Traktions- und Bergabfahrkontrolle automatisieren viele Situationen, gegen Aufpreis (627 Euro) gibt es eine zuschaltbare Differentialsperre fur die Hinterachse. Weiter investieren kann man au?erdem in einen wirksamen Unterfahrschutz fur Motor und Getriebe (392 Euro), der dem langen Radstand mit dem Pickup-typischen geringen Rampenwinkel von 23 Grad seine Gefahren im harten Gelande nimmt.
Der sehr kurze erste Gang, die kurze Achsubersetzung und die zuschaltbare Gelandeuntersetzung mit dem Faktor 2,7:1 bescheren dem Amarok eine Gesamtuntersetzung, die selbst unter handfesten Gelandewagen aller Ehren wert ist. Mit 53,2:1 im ersten Gang/Untersetzung kriecht er vorbildlich langsam durchs Gelande. In Verbindung mit der Differentialsperre und der fur einen Pickup durchaus manierlichen Verschrankung kommt man mit dem Amarok im Gelande sehr weit - wenn keine all zu spitzen Kuppen warten. Nicht nur der Rampenwinkel ist manig, auch die schwachen Boschungswinkel (vorne 28, hinten 24 Grad) verlangen vorausschauende und angepasste Fahrweise.
Schnappchenjager mussen um den VW Amarok einen weiten Bogen machen, er ist klar das teuerste Modell in seinem Segment. Dafur bietet er allerdings auch einen hohen Fahrkomfort, viel Platz, eine umfangreiche Sicherheitsausstattung sowie ausgezeichnete Bremsen – in diesen Disziplinen kann es der Amarok, von der leicht sto?igen Federung abgesehen, problemlos mit einem herkommlichen Gelandewagen aus dem gehobenen Segment aufnehmen. Den von VW versprochenen niedrigen Verbrauch erreichen nur auterordentlich ruhige Fahrer.